Wer wird überleben?
Western, 18+ Spielfilm
Bewertung und Kritik von
Filmfan "Stollentroll" am 08.07.2009Polonäse im Wilden Osten?
Hab irgendwo mal was von Mischung aus Parodie und Hommage an Spaghetti-Western gelesen.
Das trifft den Nagel eigentlich auf den Kopf. Sehr überrascht hat mich jedenfalls der große Humoranteil.
Dabei natürlich nicht annähernd so klamaukig wie Bullys "Schuh des Manitu", der ja auch eher als Blödelkomödie mit Karl May-Film Elementen zu sehen ist und die waren ja von jeher auf Familientauglichkeit zugeschnitten.
Ein Familienfilm ist der neue Miike erwartungsgemäß nicht geworden, einige Gags hätten aber perfekt in Bullys Film gepasst und wären in diesem auf jeden Fall von der besseren Sorte. Ist allerdings Geschmackssache.
Auch hier gibt es einige Gags die man schon zig mal gesehen hat.
Der Bodycount kann sich aber auch sehen lassen und Miike hat hier ein paar coole Shootouts inszeniert.
Ein Dauergrinsen hat sich bei mir allerdings schon aufgrund der (im Original!) englisch sprechenden Japaner eingestellt.
Miike hat ja mal gemeint das er mit seinen Filmen mit der Welt kommunizieren will, er selbst aber kein englisch kann, und er seine Schauspieler deshalb schon zum 2. mal englisch sprechen lässt.
Ob er nicht weiß das es bei den Langnasen auch Untertitel gibt - keine Ahnung. Gerade weil das Englisch teilweise so schlecht ist das Untertitel schon vonnöten sind. Bei Imprint fand ich das schon eher störend.
Hier fand ich es lustig und passend weil der Western ja ein, wie der Name schon sagt, typisch westliches Genre ist, und auch die italienischen Western ja meist in mehreren Sprachen gedreht und anschließend synchronisiert wurden.
Ebenfalls interessant ist ja das das die Thematik sozusagen re-importiert wurde.
Sergio Leones Dollar Triologie hätte es ohne einen Yojimbo ja nie gegeben.
Und ohne den Erfolg der Dollar Filme wohl auch keinen Django usw, usf...
So abwegig ist ein Spaghetti-Western aus Japan also nicht.
Die Story ist also in groben Zügen die bekannte Yojimbo, Hand voll Dollar, Zatoichi Geschichte, allerdings ziemlich überhöht und auf die Spitze getrieben. Es sind aber auch Elemente von The Good (der Held), the Bad (der draufgängerische Chef der "Weißen") and the Ugly (der Chef der "Roten") vorhanden.
Da der Regisseur nun mal Miike heißt sind natürlich auch viele der Miike-typischen Elemente vorhanden.
Zerrissene Famile, einsamer Kämpfer (im Western ja unausweichlich), Gangs, und eine wichtige Mutterfigur. Nur mit den Perversitäten hat er sich diesmal zurückgehalten.
An skurrilen Typen und Einfällen mangelt es allerdings nicht.
Ein Bandenchef der Shakespeare rezitiert, sich Henry nennt und sich stets hinter seinen Leuten versteckt was schlussendlich völlig absurd endet.
Der typische feige und willfährige Sheriff ist hier auch noch schizophren und muss so einiges über sich ergehen lassen.
Nuschelnder Dorfvorsteher mit Simultandolmetscher und einige Überraschungen die ich nicht vorweg nehmen möchte.
Der andere Bandenchef ist das genaue Gegenteil, ein Draufgänger und ziemlich schnell wird klar das es hier auf einen Showdown zwischen ihm und dem ebenfalls ultracoolen Lonesome Cowboy, mit anfangs unklarer Vergangenheit und ebenso unklarem Motiv, hinausläuft.
Eine gewisse Ähnlichkeit zu Tarantinos Raubzügen der letzten Jahre ist da natürlich nicht von der Hand zu weisen.
Allerdings wie ich finde wesentlich weniger Selbstverliebt. Auch wenn Miike ebenfalls gerne sich selbst und andere zitiert.
Kommen wir also noch schnell zu Tarantinos Gastauftritt.
Das der Mann alles andere als ein guter Schauspieler ist, ist wohl hinlänglich bekannt.
Sein Auftritt im Prolog wirkt zuerst auch sehr befremdlich und wie hinterher gedreht und reingeschnitten. Trotzdem lustig. Am Ende passt dann aber alles sehr gut und mit einer guten Maske macht Tarantino dann auch eine erstaunlich gute Figur.
Der Name Tarantino war sicherlich mit ausschlaggebend das Universum sich die Rechte für Deutschland gesichert hat.
Nachtrag:
Auch wenn ich mit den meisten Reviews von "coffey72" größtenteils konform gehe möchte ich hier bei einigen Dingen widersprechen.
Es handelt sich hier mitnichten um eine Rache an Hollywood für schlechte Remakes asiatischer Filme. (Das scheint mittlerweile sogar eine willkommene Einnahmequelle geworden zu sein. Wer verkauft denn die Rechte an die Amis?)
Miike mag Italowestern so wie ein Tarantino Japankino.
Warum Tarantino?
Nun erstens hat Miike einen Gastauftritt in Hostel den Tarantino ja produziert hat.
Außerdem hat Tarantino sich des öfteren als Fan von Miike geoutet.
Außerdem ist er (Italo)Westernfan.
Sollte nicht schwer gewesen sein den zu gewinnen.
Das man mit dem Namen im Westen Zuschauer lockt ist natürlich aber auch nicht zu verachten.
Das geht jedenfalls aus allen Interviews und Kommentaren zum Film hervor.
Kann man natürlich sehen wie man will.^^
ungeprüfte Kritik