Nur Samstag Nacht
Musik
Warum man sich über die Kleider der 1970er lustig machen kann, ist mir nicht verständlich (bezogen auf die vorherige Rezension).
Dieser Film begründete John Travoltas Karriere als Schauspieler, war sein erster Erfolg und machte ihn über Nacht berühmt. Schade nur, dass danach so viele schlechte Filme von ihm kamen!
Der Film glänzt in erster Linie als Tanzfilm der 1970er und die Musik der quäkenden Bee Gees ist allseits bekannt, wurde in den vergangenen 30 Jahren oft - zu oft - von vielen Boygroups kopiert.
Der Film ist aber mehr als ein Tanzfilm, er wirft auch ein Licht auf das Leben in New York im Jahrzehnt 1970. Der Film handelt über den jungen Tony Manero, aus einer italienischen Arbeiterfamilie stammend hat er keine Chance auf einen gesellschaftlichen Aufstieg und schuftet als Verkäufer in einem "Hardware"-Geschäft (das sind Haushaltswaren, Farben etc). Nur am Wochenende lebt er sein eigentliches Leben, und zwar auf der Tanzfläche. Dort ist er der King, damit flieht er vor seinem tristen Leben.
Er wohnt bei seiner Familie in New York, ist dort das "schwarze Schaf", denn sein älterer Bruder ist Pfarrer, "Pfarrer Frank Jr.", und die Mutter bekreuzigt sich jedesmal bei seinem Namen. Das Priestertum des Sohnes ist Lebensinhalt der Mutter. Täglich geht sie beichten, und dass gerade sie einen Priester zur Welt gebracht ist, bedeutet für sie als ultra-gläubige Italienerin mehr als alles andere auf der Welt. Als Frank jr. eines Tages nach Hause kommt und bekannt gibt, dass er sein Priesteramt niedergelegt hat, bricht für die Mutter die Welt zusammen, ihr Lebensinhalt ist mit einem Schlag weg.
Tony lebt hingegen so vor sich hin, weiss mit 19 Jahren noch gar nicht, was er will.
Das ändert sich, als er die junge Stephanie kennenlernt, die sich grundsätzlich von seinen bisherigen Freundinnen unterscheidet. Stephanie hat hohe Ziele, will nicht enden wie der Rest ihres Viertels, will ausbrechen in eine bessere Welt, was sie auch zu schaffen scheint, denn sie hat auffallend mehr Kultur und Klasse als die meisten der Mädchen im Club, wo sie Tony kennenlernt.
Als es nach einer durchzechten Nacht zu einem Unfall kommt und einer von Tonys Freunden eine Brücke (absichtlich?) runterfällt/runterspringt und dabei in den Fluten des Flusses umkommt, verändert sich auch für ihn die Welt, und er sieht im Zusammenleben mit Stephanie die einzige Möglichkeit, aus seinem bisherigen Leben auszubrechen.
Neben dem Thema übereiferte Religiösität, Arbeitslosigkeit (des Vaters) und Lebensaussichten von Jugendlichen (in den 1970ern, aber dennoch hochaktuell) steht der Tanzfilm natürlich im Vordergrund, denn die Tanzszenen machten Travolta berühmt.
Aber dennoch sollte man die sozialkritischen Aspekte des Filmes nicht ausser Acht lassen und den Film nicht auf die vielleicht 15 Minuten Tanzen begrenzen!
ungeprüfte Kritik